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altlast

7-Kanal-Videoinstallation
7 Videoloops projiziert auf Cortenstahl 200x250cm
Archivaufnahmen des Kampfmittelräumdienstes Schleswig-Holstein und der Bundeswehr
2017


 

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7 Weltmeere. Das Wasser als Bindeglied aller Kontinente. Ruhig, beinah pittoresk. Für einen Moment umhüllt die Stille des blauen Planeten den Betrachter. Dieser steht da, umschlossen von Wasser, das ihm förmlich bis zum Hals steht. In der Tiefe der Meere beginnt es zu brodeln. Die Sprengkraft der Seeminen zeichnet kolossale Fontänen. Ihr Klang entwickelt sich unterschwellig zu einer bizarren Symphonie, die nach einer unkontrollierbaren Menge an Detonationen wieder verstummt und die Weite des Meeres frei gibt. In den Meeren vor Deutschlands Küsten verbergen sich 1,6 Millionen Tonnen Altlasten aus zwei Weltkriegen: Seeminen der Briten und der Deutschen, fälschlich abgeworfene Bomben, Waffen und Munition - Maschinen, die auf die Zerstörung anderer und ihrer selbst warten. Selbst über 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges sind seine Spuren nicht beseitigt. Immer häufiger treten giftige Stoffe aus dem maroden Kriegsgerät aus. Die Minen und Bomben zu entschärfen und zu bergen wird zusehends riskanter. Der Kriegsschrott rostet und wird damit zur tickenden Zeitbombe. Die 7-Kanal-Videoinstallation Altlast zeigt kontrollierte Sprengungen von Kriegsaltlasten, die immer noch in den Meeren lauern. Als Projektionsfläche dient Cortenstahl, der auf rostende Altlasten verweist und damit einen Kontrast zu den pittoresken Fontänen im Inneren des Heptagons darstellt. Auch im 21. Jh. sind wir von kriegerischen Konflikten umgeben, die längst nicht mehr nur auf Schlachtfeldern stattfinden. Kriege, Terrorangriffe und Amokläufe bedrohen das Leben der Menschen weltweit. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann sich der nächste Gewaltexzess entlädt. Jeder neue Krieg wird ähnlich schwere Folgen hinterlassen wie die letzten, die bereits von mehreren Generationen über Jahrzehnte aufgearbeitet werden. In Zeiten, in denen Waffenexporte eine immense wirtschaftliche Macht bedeuten und Länder mit atomaren Waffen aufrüsten, soll eine ästhetische Darstellung der Gewalt die Frage nach der Anziehungskraft eines Krieges stellen. Die Pracht einer Detonation zeigt gleichzeitig die verborgene, unheimliche Kraft ihrer Quelle unterhalb der Oberfläche, so entsteht im Takt der Gezeiten neuer Raum zur Beobachtung der Tiefen des menschlichen Bewusstseins über unser Erbe.

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